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When women were dragons von Kelly Barnhill

Ich liebe die Idee dieses Buches. Frauen verwandeln sich in Drachen und sind fortan frei und stark und groß. Sie können tun, was sie wollen, sie brauchen keine Angst mehr haben und ja, sie können die Welt verändern. All das war ihnen vorher als „einfache Frau“ verwehrt.

Das Bild ist sooo stark, einige Szenen in dem Buch sind großartig, die Idee des „Dragonings“ – I love it.

Trotzdem hat das Buch für mich in der zweiten Hälft stark verloren und am Ende war ich froh, als ich es fertig gelesen habe. Das hatte vielleicht auch damit zu tun, dass ich zwischendrin im Urlaub war und das Buch – um Gepäck zu sparen – nicht dabei hatte. Danach bin ich nicht mehr richtig reingekommen. Mein Gefühl ist aber auch, dass die Geschichte in der zweiten Hälfte nicht mit dem Anfang des Buchs mithalten kann. Egal wie, allein für das Bild, allein für das Gefühl, allein für die Idee lohnt sich das Lesen.

Bewertung 3/5

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Die Zeit der Hosen-Anzüge ist vorbei

„Die Zeit der Hosenanzüge ist vorbei“, das dachte sie, als sie ihre Hosenanzüge in die Kiste warf, um sie zur Altkleidersammlung zu bringen.

Vorbei waren die Zeiten, in denen Frauen weibliche Männer sein mussten, um erfolgreich sein zu können. Und sie merkte, wie sie innerlich dabei aufatmete, dabei war der Weg noch weit.

Denn zu oft waren Frauen auch heute nicht viel mehr als die bunten Tupfer auf den schwarz-grau-dunkelblauen Fotos der reichsten und mächtigsten Menschen der Welt, der Entscheider(*innen) oder Manager(*innen).

Doch immerhin waren Frauen heute dabei und hatten sogar den Mut als bunte Tupfer aufzufallen. Sie versteckten sich nicht mehr im Einheits-Schwarz-Grau-Dunkelblau der Männer-Uniformen, als ob sie Angst hätten, dass jemand merken könnte, dass sie gar keine Männer sind und somit in diesem elitären Zirkel – wer weiß – gar nichts verloren hätten? Nein, sie machten mit Farbe auf sich aufmerksam, als ob sie kleine Fähnchen in die Luft hielten, die sagten „Hallo, hier bin ich und du kannst das auch.“.

Während sie all das dachte, regte sie sich innerlich auf, dass es schon wieder nur darum ging, was Frauen trugen oder nicht trugen, während das bei den Männer ganz egal zu sein schien. Dabei trugen diese doch die immergleichen Anzüge – meist schlecht sitzend, die Krawatten – wahlweise zu kurz oder zu lang, den Krawattenknoten schlampig gebunden und die Hemdknöpfe gespannt über den unvermeidlichen Bauch.

Doch das war noch nicht das Schlimmste, nein viel schlimmer war, dass in vielen Teilen der Welt, die Räume, in denen Entscheider(*innen) zusammen kamen klimaschädlich auf Kühlschranktemperaturen heruntergekühlt wurden, die – na klar – auf das Temperaturbedürfnis eines Mannes im Anzug abgestimmt waren und Frauen nicht selten frösteln ließen, wie um ihnen zu zeigen, dass das hier eben kein natürliches Umfeld für sie sei.

Nachdem sie noch einen Hosenanzug in die Kiste hat fallen lassen, schließt sie deren Deckel und schaut auf die im Schrank verbliebenen bunten Kleider, die farbigen Blazer, die eng und weit geschnitten Hosen. Eben auf die Kleidung, die sie zukünftig tragen wird, wenn es wirklich wichtig ist. Nicht verkleidet als weiblicher Mann, sondern als das, was sie ist, als Frau.

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Ich bin Circe von Madeline Miller

Jahrelang habe ich vor allem und am allerliebsten Neuerzählungen griechischer Mythen aus Sicht weiblicher Figuren gelesen. Ich werde hier sicherlich noch das ein oder anderen Buch aus dieser Phase teilen. Angefangen hat diese Leidenschaft mit „Ich bin Circe“ von Madeline Miller. Circe kennen wir sonst eher als Nebenfigur in der Odysee oder aus dem Wort „becircen/bezirzen“. Madeline Miller stellt Circe und ihr Leben in den Mittelpunkt ihres Romans. Circe, die unabhägige, freie Frau, die Zauberin, die Geliebte und Mutter wird uns Leser*innen ungeschminkt gezeigt. Mit all ihren Hoffnung, Sorgen, Ängsten, Verletzungen, Siegen und magischen Fähigkeiten. Ein reiches Leben und zugleich ein oft auch trostloses. Ein packendes Buch, das auch ein guter Einstieg in ein tieferes Eintauchen in die griechische Mythologie sein kann.

Bewertung 4/5

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Die Maddaddam-Trilogie von Margaret Atwood

Die Maddaddam-Trilogie besteht aus den drei Büchern Oryx und Crake, Das Jahr der Flut und Die Geschichte von Zeb.

Ich gebe zu, ich bin zunächst schwer reingekommen. In Oryx und Crake, das erfolgreichste Buch der Trilogie, fehlten mir Charaktere, mit denen ich mich identifizieren konnte und über weite Strecken fehlte mir eine echte Handlung. Denn es wird zunächst viel Scene Setting betrieben, um diese Welt zu verstehen, in der die Handlung spielt. Eine dystopische Welt, in der es kaum mehr „echte“ Menschen gibt. Doch was sind eigentlich „echte“ Menschen, auch diese Frage wird in der Trilogie, allerdings eher in Teil drei, gestellt. So richtig gepackt hat mich der erste Band erst gegen Ende, als die schockierende Wahrheit der dargestellten menschlichen Tragödie ans Licht kommt. Teil zwei und drei konnte ich hingegen von Beginn an kaum aus der Hand legen.

Die Welt, wie wir sie kennen, ist zu Ende, doch bevor sie zu ihrem Ende kam, hat sie sich noch von ihrer schlechtesten Seite gezeigt. Dabei haben sowohl Crake als auch die „Gottesgärtner“, eine „Öko-Sekte“, Ideen, wie die Welt besser werden könnte. Doch – oh ja, es wird erstmal vor allem schlimmer: Konzernstädte, Klassenunterschiede, Brutalität, Klimawandel, Pandemie… das ist alles gar nicht so weit weg von der Realität und gerade deshalb so bedrückend.

Das erste Buch der Trilogie erzählt die Geschichte von Crake (und Oryx und auch Schneemensch), und es erzählt, wie die Welt zu dem wurde, was sie ist.

Das zweite Buch erzählt die Geschichte der Gottesgärtner, und es erzählt die Geschichte der wasserlosen Flut, einer Pandemie, die fast alle Menschen innerhalb kürzester Zeit hinwegrafft (geschrieben wurde das Buch lange vor Covid).

Das dritte Buch erzählt, wie es weitergeht oder weitergehen könnte. Nach der wasserlosen Flut, nach der Pandemie, nach der Auslöschung eines Großteils der „echten“ Menschen. Das Buch füllt nicht nur Erzähllücken der ersten beiden Bände, sondern – kaum zu glauben – es streut euch eine zarte Hoffnung.

Sehr lesenswerte und hochaktuelle Trilogie für alle, die nicht zu zart besaitet sind. Auch wenn ich am Anfang etwas gebraucht habe, um reinzukommen, es hat sich allemal gelohnt.

Bewertung 5/5

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Der Gesang der Flusskrebse von Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse war vor einigen Jahren das erste Buch nach einer längeren Durststrecke, das mich wieder so richtig mitgerissen hat. Ich weiß noch genau, wie ich im Deutschland-Sommerurlaub saß und in jeder freien Minute weiterlessen „musste“. Ich war so fasziniert von der starken Hauptfigur, der spannenden Story und habe das überraschende (?) Ende geliebt.

Ich weiß, manchen ist das Buch zu unrealistisch, anderen zu biologischen oder zu hart, andere stören sich an der persönlichen Geschichte der Autorin und wieder andere finden es zu kitschig. Ich mochte es sehr. Punkt.

Bewertung 4/5

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Vox von Christina Dalcher

Unbehaglich, erschreckend, alarmierend – vor allem, weil die Sotry trotz der vermeintlichen Absurdität so realistisch ist. Ein echter Pageturner, der sich schnell liest, allerdings so einiges Unbehagen verursacht. Frauen, die nicht mehr als 100 Worte pro Tag sagen dürfen, ein totalitäres Männer-Regime und Pläne, über die man (und frau) besser gar nicht erst nachdenkt. Doch für deren Umsetzung werden Frauen gebraucht und genau da ist der Knackpunkt.

Bewertung 3/5

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Berlin, weißt du noch?

„Berlin, weißt du noch?“ heißt meine kleine Liebeserklärung an diese Stadt, die ich seit über 10 Jahren mein Zuhause nennen darf und die in dieser Zeit zu meinem begehbaren Poesiealbum geworden ist.

Zum vollständigen Text.

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Sie war klein. Doch sie hatte Großes vor.

Auf allen Vieren krabbelte sie auf der Erde entlang, bis sie an den Fuß einer Wiesenblume kam, die hoch hinauszuragen schien. Sie entschied sich dafür, diese zu erklimmen. Sie krabbelte den Stiel hinauf und vermied dabei unnötige Umwege und Abzweigungen. Immer nur nach oben. Die Pflanze schwankte im Wind, doch sie ließ sich nicht abschütteln. Sie merkte schnell, dass sie sich für die richtige Blume entschieden hatte. Es war die größte von allen. Schon bald konnte sie die ganze Wiese überblicken. Und sie kletterte weiter. “Wo willst du denn hin?”, fragte eine Biene, die vorbeiflog, “bald ist Schluss.” “Hoch hinaus”, antwortete sie nur knapp. Und weiter ging’s. Als sie auf der obersten Blüte angekommen war, sah sie, dass diese die Wolken des Himmels berührte. Es brauchte nur einen kleinen beherzten Schritt und schon konnte sie am Himmel entlang spazieren. “Na bitte”, dachte sie sich, machte den kleinen Schritt und war zwischen den Wolken verschwunden. Und wenn die Luft ganz klar ist und du ganz genau hinschaust, kannst du sie vielleicht am Himmel entdecken.

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Sie mochte die Menschen nicht so gerne.

Das merkte sie besonders dann, wenn zu viele dieser merkwürdigen Exemplare in ihrer Nähe waren. Genauer gesagt missfielen ihr nicht die Menschen an sich, sondern deren aufgeregtes Geschnatter, wildes Flügelschlagen und Aufplustern, gemeinschaftliches Gegacker und ganz besonders die kollektive Hackordnung. Sie hatte sich noch selten so einsam gefühlt wie mittendrin in einem solchen Hühnerhaufen. Deshalb blieb sie lieber für sich, verkroch sich wie ein Wurm in einem Loch, ließ es sich gut gehen und hatte ihre Ruhe. Basta.

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