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Die Zeit der Hosen-Anzüge ist vorbei

„Die Zeit der Hosenanzüge ist vorbei“, das dachte sie, als sie ihre Hosenanzüge in die Kiste warf, um sie zur Altkleidersammlung zu bringen.

Vorbei waren die Zeiten, in denen Frauen weibliche Männer sein mussten, um erfolgreich sein zu können. Und sie merkte, wie sie innerlich dabei aufatmete, dabei war der Weg noch weit.

Denn zu oft waren Frauen auch heute nicht viel mehr als die bunten Tupfer auf den schwarz-grau-dunkelblauen Fotos der reichsten und mächtigsten Menschen der Welt, der Entscheider(*innen) oder Manager(*innen).

Doch immerhin waren Frauen heute dabei und hatten sogar den Mut als bunte Tupfer aufzufallen. Sie versteckten sich nicht mehr im Einheits-Schwarz-Grau-Dunkelblau der Männer-Uniformen, als ob sie Angst hätten, dass jemand merken könnte, dass sie gar keine Männer sind und somit in diesem elitären Zirkel – wer weiß – gar nichts verloren hätten? Nein, sie machten mit Farbe auf sich aufmerksam, als ob sie kleine Fähnchen in die Luft hielten, die sagten „Hallo, hier bin ich und du kannst das auch.“.

Während sie all das dachte, regte sie sich innerlich auf, dass es schon wieder nur darum ging, was Frauen trugen oder nicht trugen, während das bei den Männer ganz egal zu sein schien. Dabei trugen diese doch die immergleichen Anzüge – meist schlecht sitzend, die Krawatten – wahlweise zu kurz oder zu lang, den Krawattenknoten schlampig gebunden und die Hemdknöpfe gespannt über den unvermeidlichen Bauch.

Doch das war noch nicht das Schlimmste, nein viel schlimmer war, dass in vielen Teilen der Welt, die Räume, in denen Entscheider(*innen) zusammen kamen klimaschädlich auf Kühlschranktemperaturen heruntergekühlt wurden, die – na klar – auf das Temperaturbedürfnis eines Mannes im Anzug abgestimmt waren und Frauen nicht selten frösteln ließen, wie um ihnen zu zeigen, dass das hier eben kein natürliches Umfeld für sie sei.

Nachdem sie noch einen Hosenanzug in die Kiste hat fallen lassen, schließt sie deren Deckel und schaut auf die im Schrank verbliebenen bunten Kleider, die farbigen Blazer, die eng und weit geschnitten Hosen. Eben auf die Kleidung, die sie zukünftig tragen wird, wenn es wirklich wichtig ist. Nicht verkleidet als weiblicher Mann, sondern als das, was sie ist, als Frau.

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Berlin, weißt du noch?

„Berlin, weißt du noch?“ heißt meine kleine Liebeserklärung an diese Stadt, die ich seit über 10 Jahren mein Zuhause nennen darf und die in dieser Zeit zu meinem begehbaren Poesiealbum geworden ist.

Zum vollständigen Text.

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Sie war klein. Doch sie hatte Großes vor.

Auf allen Vieren krabbelte sie auf der Erde entlang, bis sie an den Fuß einer Wiesenblume kam, die hoch hinauszuragen schien. Sie entschied sich dafür, diese zu erklimmen. Sie krabbelte den Stiel hinauf und vermied dabei unnötige Umwege und Abzweigungen. Immer nur nach oben. Die Pflanze schwankte im Wind, doch sie ließ sich nicht abschütteln. Sie merkte schnell, dass sie sich für die richtige Blume entschieden hatte. Es war die größte von allen. Schon bald konnte sie die ganze Wiese überblicken. Und sie kletterte weiter. “Wo willst du denn hin?”, fragte eine Biene, die vorbeiflog, “bald ist Schluss.” “Hoch hinaus”, antwortete sie nur knapp. Und weiter ging’s. Als sie auf der obersten Blüte angekommen war, sah sie, dass diese die Wolken des Himmels berührte. Es brauchte nur einen kleinen beherzten Schritt und schon konnte sie am Himmel entlang spazieren. “Na bitte”, dachte sie sich, machte den kleinen Schritt und war zwischen den Wolken verschwunden. Und wenn die Luft ganz klar ist und du ganz genau hinschaust, kannst du sie vielleicht am Himmel entdecken.

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Sie mochte die Menschen nicht so gerne.

Das merkte sie besonders dann, wenn zu viele dieser merkwürdigen Exemplare in ihrer Nähe waren. Genauer gesagt missfielen ihr nicht die Menschen an sich, sondern deren aufgeregtes Geschnatter, wildes Flügelschlagen und Aufplustern, gemeinschaftliches Gegacker und ganz besonders die kollektive Hackordnung. Sie hatte sich noch selten so einsam gefühlt wie mittendrin in einem solchen Hühnerhaufen. Deshalb blieb sie lieber für sich, verkroch sich wie ein Wurm in einem Loch, ließ es sich gut gehen und hatte ihre Ruhe. Basta.

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